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10 – Faust und ein Gedanke

Faust schaut recht traurig zum Fenster hinaus. Heute ist sein letzter Tag hier, seine sieben Sachen hat er schon gepackt. Aber für eine kurze Runde an der Kante entlang ist noch gut Zeit.

Lange sitzt er auf einem Stein am Deich und schaut nochmals übers Watt und die Fennen. Mehr als einmal ist er in so eine sumpfige Wiese rein und mit seinen kurzen Beinen im Morast stecken geblieben. Jedesmal hat er etwas Neues entdeckt und bestimmt gäbe es noch vieles zu sehen.
Und zu hören. Es war immer spannend, wenn Faust den Geschichten zuhören konnte. Manchmal war das richtiges Seemannsgarn, ganz dickes sogar, wie das hier:

Verzwickt und verzwackt, verknotet und verschnürt erzählen, das kann Hauke, der neue Freund von Faust.

Jo, und jetzt ist diese schöne Zeit auf der Hallig schon vorbei. Mit schniefenden Schritten geht er zurück zum Haus und packt die letzten Leckerlies zusammen. Da kommt ihm plötzlich ein Gedanke. Wenn er mal größer ist, dann könnte er doch, dann wäre doch …   Sein Gesicht hellt sich wieder auf, vielleicht, ja vielleicht …. 🙂

Und jetzt gehts wieder zu Frauchen … 🙂

 

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9 – Faust und das Landunter

Faust sitzt mit der Nase am Fenster und schaut nach draußen. Der Regen prasselt auf die Scheibe und es jault ein richtiger starker Wind, der manchmal sogar zum Sturm wird. Schietwetter also.

Faust sieht, dass das Wasser jetzt schon so hoch gestiegen ist, dass man an der Kante fast nicht mehr gehen kann. Wenn das noch weiter steigt, dann gibt es ein Landunter. Faust will natürlich wissen, was das ist. Landunter ist meistens bei einer Sturmflut, bei der ein starker Wind das Wasser auf die Hallig drückt, ein Hochwasser auf der Hallig also. Alle Wiesen und Straßen sind unter Wasser und nur noch die Warften schauen aus dem Meer heraus.

Faust will unbedingt raus, trotz Schietwetter. Nagut, dann schauen wir mal. Weit kommt er nicht, nicht mal an die Kante, die ist jetzt komplett überspült. Und der Wind ist so stark, dass es ihn fast wegweht. Man muss Faust richtig festhalten.

So wie er aussieht, ist ihm nicht ganz wohl zumute. Ob er noch eine Weile bleiben wolle? Er schüttelt mit dem Kopf und will wieder rein. Lieber vom Fenster aus zusehen.

Mittlerweile schwappt das Meer auf der anderen Seite der Hallig schon über den Deich

 

und ein Teil der Hallig ist unter Wasser. 

 

Aber ein richtiges Landunter ist das noch nicht. Weil sich Faust das gar nicht so recht vorstellen kann, schauen wir es auf einem Foto an. Das zeigt ein Landunter vor ein paar Jahren. Kugelrund werden seine Augen als er das sieht. Dort wo er kürzlich herum sprang, ist nur Wasser Wasser Wasser.


„Mund zu Faust! Sonst bekommt Du eine Erkältung… :-)“

Alle Tiere, Wagen und Autos müssen vor einem Landunter schnell auf die Warft in Sicherheit gebracht werden. Auch alle Leute sind dann auf der Warft und können von dort auch nicht mehr herunter. Da kann man nur warten und zuschauen.

Wenn der Sturm vorbei und wieder normales Wetter ist, dauert es ungefähr einen Tag bis das ganze Wasser wieder abgelaufen ist. Dann können alle wieder runter von der Warft.

Wie hoch das Wasser schon gestiegen ist, will Faust wissen. Das sieht man ganz gut an einem Baumstamm, der bei der Ketelswarf steht. Ganz unten ist eine Markierung, das ist ein normales Landunter. Das gibt es, wenn das Wasser ungefähr 1,50 m über dem normalen Flut-Hochwasser steht.

Aber weiter oben sind noch mehr Markierungen.

So hoch stand das Wasser früher schon einmal.

Weil gaaanz früher die Warften auch noch nicht so gut und so hoch gebaut waren, ist es vorgekommen, dass das Wasser auch in die Häuser lief und sogar Mauern eingerissen wurden.
Heute hat jedes Haus ein extra Zimmer mit besonders festen Wänden und Betonpfeilern. In diesem ist man sicher, falls es doch einmal ein ganz heftiger Orkan wird.

Faust ist richtig froh und erleichtert, als er erfährt, das er genau in diesem Zimmer seine Kuschelecke hat. 

8 – Faust auf der Warft

Jedesmal wenn wir auf der Hallig unterwegs sind und anschließend nach Hause wollen, muss Faust auf die Warft hinauf. Was denn das sei, will er wissen. Das ist eigentlich recht einfach. Eine Warft oder auch Warf ist ein kleiner Hügel auf dem Häuser stehen.

Diese Hügel wurden deshalb gemacht, da die Häuser sonst bei jeder Sturmflut unter Wasser stehen würden. Bei so einer Sturmflut bläst der Wind so  richtig heftig und drückt das Wasser auf die Hallig.

Jede Warft hat ihren eigenen Namen, zum Beispiel Ketelswarf, Rixwarf oder Kirchwarf, die hier vorne heißt Norderhörn.

Die Warften sind alle so hoch gebaut, dass das Wasser bei einer Sturmflut nicht in die Häuser laufen kann. Sie mussten auch schon erhöht werden, weil die Stürme stärker wurden oder das Meer angestiegen ist. Man kann das oben gut sehen, wenn nämlich die Warftkrone etwas höher als der Hauseingang ist.

Damit man zu den Häusern auf der Warft kommt, führt zu jedem Haus ein Weg hinauf.

So ist man sicher aufgehoben, wenn einmal Landunter ist, also die ganze Hallig nach einer Sturmflut überschwemmt ist.

Auf jeder Warft ist auch ein Fehting. Das ist ein Teich, in dem das Regenwasser gesammelt wurde. Damit wurde früher das Vieh getränkt.

Eine Wasserleitung hat es früher auf der Hallig nicht gegeben. Die Leute, die hier wohnten, mussten zum Trinken, Kochen und Waschen auch das Regenwasser nehmen. Das haben sie aber in einer extra Zisterne, dem Sood, gesammelt. „Ohje“ sagt Faust, „haben wir es da einfach heute …“

7 – Faust am Leuchtturm

Faust sieht am Abend in der Ferne immer wieder  ein Licht aufleuchten und will natürlich wissen, was das ist. Aber da warten wir, bis es wieder hell ist und fahren dorthin, um uns das genauer anzusehen.
Es ist nämlich der Leuchtturm von Langeneß.

 

Als wir dort sind, muss Faust seinen Kopf soweit in den Nacken legen um den ganzen Turm zu sehen, dass er fast umfällt.

Dabei ist dieser Leuchtturm recht klein. Ganz genau heißt das ja Leit- und Quermarkenfeuer, aber wir sagen weiter Leuchtturm, das ist einfacher.

Er ist nur knapp 12 m hoch und  nach wie vor in Betrieb. Mit seinem Licht warnt er die Seeleute bei Tag und Nacht und bei jedem Wetter davor, dass sie zu nahe kommen und gegen die Hallig fahren. Das Licht ist so hell, dass man es noch sieht, wenn man 25 km weit entfernt steht, das ist sehr weit weg.
So wie dieser Leuchtturm hier gibt es noch seeeehr viele andere Leuchttürme entlang der Küste. Der hier auf Langeneß steht direkt vorne am Meer, näher geht es nicht.

Er steht auf einer alten Warft, die da früher einmal gestanden hat, der alten Peterswarf. Als die alten Häuser nicht mehr waren, wurde an dieser Stelle der Leuchtturm gebaut. Das war 1902.

Wenn man gute Augen hat, kann man das ganz oben auf der Windfahne lesen, da steht die Zahl drauf. Die Windfahne dreht sich immer mit dem Wind und zeigt an aus welcher Richtung er weht. Heute kommt er aus südwest.

Faust will natürlich natürlich auf den Turm hinauf, weil man da bestimmt eine gute Aussicht hat.

Aber trotz dem dass er bellt, an der Türe klopft und rüttelt, macht niemand auf. Schade. Aber es war trotzdem interessant, einen Leuchtturm einmal aus der Nähe zu sehen.

Und später sitzt Faust daheim am Fenster und schaut dem ständig wiederkehrenden Licht zu. Jetzt weiß er woher das kommt.

6 – Faust im Watt

Faust geht heute mit ins Watt.

Das Watt ist dort, wo sonst das Meer ist, aber bei Ebbe und ablaufendem Wasser ‚trockenfällt‘. So sagt man dazu, wenn das Meer ganz weg ist.
Dann kann man dort ganz normal herum gehen. Naja, ein bisschen anders ist es schon. Manchmal sinkt man ein wenig ein, manchmal läuft man wie auf Beton oder auf Wellen

oder auf Gras oder auf Muscheln oder … Das Watt ist sehr unterschiedlich.

Schon nach wenigen Metern will Faust getragen werden, das Watt ist ja so unendlich weit.

Wenn man im Watt unterwegs ist, muss man aufpassen. Man darf nicht vergessen rechtzeitig umzukehren und man muss auf die klein aussehenden Bächlein aufpassen. Das sind die Priele.

Die sind nämlich gemein. Wenn das Meer so langsam zurückkommt, steigen diese als erstes an. Muss man auf dem Rückweg zum Festland durch so einen Priel hindurch, kann es sein, dass man bis zu den Knien oder noch tiefer im Wasser steht. Manch einer hat auch schon durchschwimmen müssen.

Faust will bald wieder runter, immer sieht er etwas Neues. Und ist mit der Nase natürlich vorne dran. Spaghetti?

Könnte man meinen 🙂 Das ist vom Wattwurm, dieser lebt im Watt und frisst immer Sand. Da hat es kleine Lebewesen drin, von denen ernährt er sich. Und hinten raus kommt auch wieder Sand, das sind die vielen Häufchen, die an der Oberfläche vom Watt landen. Faust verzieht sogleich sein Gesicht. Nein, das riecht nicht!

Gleich um die Ecke liegt ein dicker „Haarschopf“

und dahinter sieht es auf wie auf einer Wiese, da wächst ja Gras!

Faust ist nicht mehr zu halten, immer weiter, immer neue Dinge entdeckt er. Dabei sind wir schon ganz schön weit von zu Hause weg. Unsere Warf wird immer kleiner.

Bald drehen wir um, es gibt auf dem Rückweg noch genug zu entdecken. Faust ist vorsichtig, was ist denn das …?

Ganz langsam geht er darauf zu, das ist eine Schwertmuschel. Näher traut er sich dann aber nicht heran. Um die Ecke liegt wieder so ein großes Ding, da will Faust gar nicht näher ran.

Auch nicht als er erfährt, dass diese Auster ihm nichts mehr tun kann. Und so geht es weiter bis Faust auf einmal wieder anhält.

Hier kleben ein ganzer Haufen von Muscheln wie aneinander. Kurz bevor Faust wieder daheim ist, findet er noch eine richtige Ansammlung von kleinen Muscheln.

Er will noch anfangen zu zählen, gibt aber bald auf.

Faust ist richtig müde, als er zu Hause ist. Obwohl er immer wieder getragen werden wollte, ist er recht viel rumgesprungen.

5 – Faust am Lorenbahnhof

Faust staunt nicht schlecht, als er am Lorenbahnhof ankommt. Da stehen kleine Wägelchen dicht an dicht auf zwei Gleisen.

Natürlich will er da gleich aufsteigen.

Faust wird zum Lorenführer und möchte gleich los fahren. Aber so einfach geht das nicht. Das dürfen nämlich nur die Bewohner von Langeneß, die eine Lore besitzen. Damit dürfen sie auf dem Damm zum Festland hinüber fahren, wenn sie zum Beispiel einkaufen oder zum Arzt müssen.

Aber andere Leute dürfen nicht mitfahren.

Die Lorenbahn wurde früher einmal gebaut, um Baumaterial für die Halligen zu transportieren. Erst später durften dann auch die Bewohner fahren. Die bauen sich die Loren selbst zusammen.

 

So eine Fahrt zum Festland dauert ungefähr 30 Minuten.

Da kann es im Winter ganz schön kalt und nass werden, wenn sie so offen auf den Loren sitzen. Aber den Halligleuten scheint das nicht viel auszumachen, sie fahren bei jedem Wetter wenn es nötig ist.

4 – Faust an der Kante

Natürlich will Faust gleich los und zum Meer. Also gehen wir runter zur Kante, so sagt man hier zum Rand der Hallig. Rund um die Hallig verläuft an der Kante der Deich. Dieser schützt die Hallig und verhindert, dass diese vom Meer überflutet wird. Aber manchmal, wenn so richtig Sturm ist, steigt das Wasser so hoch, dass es auch über den Deich läuft, dann ist Landunter.

Aber ohje, als Faust an der Kante ankommt, ist vom Meer weit und breit nichts zu sehen.

Es ist gerade Ebbe. So sagt man dazu, wenn kein Meer da ist. Aber es kommt bald wieder, dann ist Flut. Ebbe und Flut wechseln sich immer ab, alle sechs Stunden, das sind die Gezeiten. Zweimal am Tag ist Ebbe und zweimal ist Flut. Also müssen wir noch etwas warten.

Als Faust später nochmals an die Kante geht, ist Flut.

Jetzt sieht das schon ganz anders aus. Faust freut sich.

An der Treppe kann Faust sehr gut beobachten, wie das Wasser langsam ansteigt, das heißt dann „auflaufendes Wasser“.

3 – Faust fährt mit der Fähre

Als Faust an der Anlegestelle ankommt, liegt die kleine Fähre schon im Hafen. Faust ist richtig aufgeregt, denn er war noch nie im Wattenmeer und nun soll es bald losgehen.
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Natürlich will er wie üblich ganz vorne mit dabei sein und alles genau sehen, wenn wir auf die Fähre fahren.
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Holterdiepolter und schon gehts über die kleine Verladebrücke direkt rauf auf die kleine Fähre, die bald losfährt und die Passagiere zu der Hallig Hooge und der Hallig Langeneß bringt.
Obwohl hier so richtiges Schietwetter ist, will Faust an Deck bleiben und den Möwen zusehen, die hinter der Fähre herfliegen.
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Am liebsten würde er hier rumtoben und nach den Möwen schnappen. Aber das geht ja nicht, sonst fällt er vielleicht noch von der Fähre.

2 – Faust im MoinMoin-Land

Faust verschläft fast die ganze Nacht.

Aber er wollte unbedingt dabei sein, wenn er durch den Elbtunnel fährt. Das ist etwas ganz besonderes, da fährt man nämlich unter einem großen Fluss hindurch.

Danach schläft Faust wieder ein und wacht erst auf, als er schon im MoinMoin-Land ist. Als er die Augen aufmacht, ist er mitten zwischen Windrädern.

Faust will das unbedingt genauer anschauen. Als er ausgestiegen ist, macht es immer wfff…wffff….wffff.

Das ist das Geräusch der rießengroßen Flügel, die sich im Wind drehen. Faust kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus.

1 – Faust fährt auf die Hallig

Faust macht seine erste Reise auf eine Hallig. Es ist die Hallig Langeneß, die liegt ganz im Norden von Deutschland, in der Nordsee.

Eine Hallig ist so ähnlich wie eine Insel, nur ist sie nicht ganz so hoch. Deshalb wird sie auch ein paar Mal im Jahr vom Meer überflutet, dann schauen nur noch die Häuschen auf ihren Warften aus dem Meer. Warften sind kleine Hügel, auf denen die Häuschen stehen. Das schauen wir uns später nochmals genauer an.

Erst einmal muss Faust lange fahren, bis er am Ziel ist.

 

© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, Frankfurt am Main

 

Gute Reise!